Ohne marxistisch-leninistischen Kompaß und organisatorische Selbständigkeit keine kommunistische Partei


Ali Ruckert, Präsident der Kommunistischen Partei Luxemburgs.

Das Bestreben, die kommunistische Partei zu zerstören, reicht zurück bis in die Zeit der Veröffentlichung der ersten Werke der marxistischen Theorie. Schon vier Jahre nach dem Erscheinen des »Manifests der Kommunistischen Partei« wurde beim »Kommunistenprozeß zu Köln« im Jahre 1852 der Versuch unternommen, die noch im Entstehen begriffene Partei der Kommunisten juristisch aus dem Weg zu räumen.

In fast jedem Land der Welt versuchte die Bourgeoisie, mit den Mitteln der Repression das Entstehen einer starken kommunistischen Bewegung zu verhindern. Diese Versuche haben in der Gegenwart nicht aufgehört, sie wurden und werden sogar noch vielfältiger und aggressiver. Parallel dazu gab es immer wieder Versuche, die Taktik des Trojanischen Pferdes nachzuahmen, und unter dem Vorwand, den Marxismus zu »modernisieren«, dessen Grundlage, das heißt die Lehre vom Klassenkampf zu revidieren.

In Luxemburg sah sich die Kommunistische Partei seit ihrer Gründung am 2. Januar 1921 vielen Angriffen der politischen Reaktion ausgesetzt. Bei allen Streiks, Aktionen und Demonstrationen in den 20er und 30er Jahren waren es stets die Kommunisten, die als »Rädelsführer« verhaftet und gemaßregelt wurden.

Am 6. Juni 1937 scheiterte ein langfristig vorbereiteter Versuch der rechtskonservativen Regierung, die Kommunistische Partei Luxemburgs und viele andere linke Organisationen per Gesetz zu verbieten und aufzulösen. Kurz nachdem die Regierung das »Gesetz zum Schutz der politischen und sozialen Ordnung« im Mai 1935 im Parlament eingebracht hatte, begann sich in der Bevölkerung Luxemburgs der Widerstand dagegen zu organisieren. Das Gesetz wurde am 23. April 1937 mit 34 gegen 19 Stimmen bei einer Enthaltung im Parlament angenommen, jedoch gleichzeitig dem Volk in einem Referendum zur Abstimmung vorgelegt. Im Ergebnis der Aufklärungsarbeit der Kommunisten, denen sich sehr viele parteilose Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Freidenker und andere demokratisch gesinnte Menschen angeschlossen hatten, wurde das Gesetz am 6. Juni mit einer Mehrheit von 50,57 Prozent der Stimmen abgelehnt.

Auch die Besetzung Luxemburgs durch die deutschen faschistischen Truppen konnte die Tätigkeit der Kommunistischen Partei nicht unterbinden. Im Gegensatz zu allen anderen politischen Parteien des Landes, die sich selbst auflösten, beschloß die KPL, ihre Arbeit in der Illegalität weiterzuführen. Die Kommunisten Luxemburgs erwarben sich große Verdienste und hohes Ansehen in der Bevölkerung durch ihren aktiven Widerstand gegen die faschistische Besatzungsmacht. Obwohl sie der Partei durch Razzien, Verhaftungen, Einkerkerungen, Folter und Mord große und schmerzliche Verluste beibrachten, gelang es den Faschisten und ihren Handlangern nicht, die Kommunistische Partei zu zerschlagen. Die KPL ging moralisch gestärkt aus der Besatzungszeit hervor, verstärkte ihre Reihen durch neue Mitglieder im gesamten Land und war zwischen 1945 und 1994 ständig in der Abgeordnetenkammer und in den Gemeinderäten in vielen Ortschaften im Süden des Landes vertreten.

Erst die strukturellen Veränderungen in der Wirtschaft und in der Gesellschaft zwischen 1970 und 1990 und die Demontage der Stahlindustrie bescherten der KPL, die ihre Mitglieder zuvor während Jahrzehnten fast ausschließlich aus dem Bergbau- und Stahlbereich rekrutiert hatte, große Probleme. Dazu gehörte, daß der Partei zunächst mehr oder weniger langjährige Parteimitglieder, mehr oder weniger marxistisch geschulte Genossen angehörten, während infolge der erfolgreichen Arbeit der KPL in der Friedensbewegung in den Jahren nach 1980 zunehmend junge Menschen und Intellektuelle zur Partei stießen, von denen sich manche berufen fühlten, den Marxismus mit ihrem bisherigen bürgerlichen Wissen zu »verbessern«.

Mit der dramatischen Niederlage des realen Sozialismus, dem Sieg des Kapitalismus im »Kalten Krieg« und der Restauration kapitalistischer Verhältnisse in der Sowjetunion und den ehemals sozialistischen Ländern in Osteuropa sah sich die Partei, die immer prinzipielle Solidarität mit der Sowjetunion und den sozialistischen Ländern geübt hatte, jedoch vor die Existenzfrage gestellt.

Die KPL hatte sich bis 1990 vor allem durch die Mitgliedbeiträge und durch Spenden von Sympathisanten, durch die Bezüge ihrer Abgeordneten und durch die parteieigene Druckerei finanziert. Nun geriet sie in ernste finanzielle Schwierigkeiten. Sie verfügte nur noch über einen Abgeordneten im nationalen Parlament, und mit der Annexion der DDR durch die Bundesrepublik Deutschland blieben die Druckaufträge von DDR-Verlagen in der parteieigenen Druckerei von einem Tag auf den anderen aus. Dadurch war auch die weitere Herausgabe der kommunistischen Tageszeitung ernsthaft gefährdet.

Die Niederlage des Sozialismus führte auch dazu, daß viele Kommunisten, die mit Recht von der grundsätzlichen historischen Überlegenheit des realen Sozialismus ausgegangen waren, was nicht selten dazu geführt hatte, daß sie den Wunsch mit der Wirklichkeit verwechselte hatten, den Mut verloren, ihre aktive Parteiarbeit einstellten oder der Partei den Rücken kehrten.

1991-1993: Revisionismus unter dem Deckmantel von »Erneuerung und Öffnung«

Das schwächte die KPL empfindlich und führte dazu, daß sie ihre Aktivitäten in den Betrieben und auf kommunaler Ebene stark einschränken mußte. Doch in ihrer Existenz als kommunistische Partei wurde sie gefährdet durch revisionistische Ideen, die darauf abzielten, den kommunistischen Charakter der Partei, ihre Organisationsform und ihre marxistisch-leninistischen Grundlagen zu zerstören und die Partei auf einen reformistischen Weg zu führen. Das geschah unter dem Vorwand, »den Konservatismus und das Sektierertum zu isolieren«, »die rigiden Strukturen, die jahrzehntelang Charaktere und Verhaltensweisen geprägt hatten«, aufzubrechen und die Partei zu »modernisieren« und sie »demokratischer« und »effektiver« zu machen. So lauteten die wichtigsten Aussagen in dem Appell »Unserer Partei und der Linken eine Zukunft geben!«, den die »Erneuerer« Anfang Dezember 1993, in Vorbereitung des 27. Kongresses der KPL, veröffentlichten.

Manche Genossen fielen auf diese Sirenengesänge herein, da zu jenem Zeitpunkt so gut wie alle Kommunisten unzufrieden mit dem damaligen Zustand der Partei waren. Einerseits hatte es zuvor tatsächlich Defizite bei der innerparteilichen Demokratie gegeben, und andererseits waren viele Genossen bereit, nach jedem sich bietenden Strohhalm zu greifen, um den weiteren Niedergang der Partei zu verhindern.

Der Vordenker der »Erneuerergruppe« innerhalb der KPL hatte bereits zwischen November 1991 und Januar 1992 eine Artikelserie in der kommunistischen Tageszeitung »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« unter dem Titel »Abschied vom Kommunismus? Plädoyer für einen neuen sozialen Humanismus« veröffentlicht, in dem er schrieb, »die moderne Partei, die sich der radikalen gesellschaftlichen Demokratisierung verschreibt«, könne weder eine »Klassenpartei«, noch eine »Partei leninistischen Typs« sein, »weil in diesem Parteitypus auch die Keime späterer Deformationen lagen«, noch könne sie »über EINE richtige Theorie verfügen«. Ohnehin seien »die Grenzen zwischen den Parteien, die Grenzen zwischen der parteipolitischen Organisationsform überhaupt und anderen Organisationsformen zum Teil künstlich«. Es sei deshalb »von entscheidender Bedeutung ihre Überwindung zu fördern«. Der Ideologe der »Erneuerer« nahm damit die zu einem späteren Zeitpunkt erfolgte Gründung einer parteiübergreifenden linken Bewegung vorweg, in welcher die kommunistische Partei – hätten sich die »Erneuerer« in der KPL durchgesetzt – aufgehen sollte.

Ganz im Sinne der »Öffnung« sollte auch die kommunistische Tageszeitung von einer kommunistischen in eine »pluralistisch linke Tageszeitung« umgewandelt, die Verfügungsgewalt des Zentralkomitees durch die Bildung einer Herausgebergesellschaft »unter Beteiligung eines breiten linken Interessentenkreises« ausgeschaltet und der Posten des Chefredakteurs mit einem »Erneuerer« besetzt werden.

»Niemand ist im Besitz der absoluten Wahrheit« war damals in der parteiinternen Auseinandersetzung eine gängige Formel der »Erneuerer«, wenn es darum ging, die von ihnen als »Dogma« bezeichnete marxistisch-leninistische Weltanschauung, deren Anwendung auf die Analyse der Gesellschaft und die daraus abzuleitenden Schlußfolgerungen für die Politik einer kommunistischen Partei in Frage zu stellen.

Sie bedienten sie sich gerne aus dem Zusammenhang gerissener Zitate von Rosa Luxemburg und Antonio Gramsci, um sie als Keule gegen Lenin und die »stalinistischen Betonköpfe« in der Partei zu benutzen und forderten in ihrem Appell vom Dezember 1993, die Partei müsse ähnliche Wege gehen wie »der erneuerte PCE und die ‚Vereinigte Linke’ in Spanien, die problemlos koexistieren, die Rifundazione comunista in Italien mit ihren breiten Wahlbündnissen, (…) der PCF in Frankreich, welcher offen vor dem ganzen Land diskutiert und sich erneuert; der PDS des Gregor Gysi, der uns bei seinem Besuch gezeigt hat, wie ein Linker medienwirksam sein kann.«

Das Erfolgsrezept – »Erneuerung und Öffnung« –, das den Mitgliedern der KPL damals versprochen wurde in Anlehnung an die Politik von kommunistischen Parteien, die bereits in den 70er und 80er Jahren mit dem »Eurokommunismus« einen revisionistischen Weg beschritten hatten, dem sich die KPL verweigert hatte, führte bekanntlich dazu, daß die Parteien, die sich einer »Mutation« unterzogen, ihren marxistisch-leninistischen Kompaß über Bord warfen, dem Klassenkampf abschworen und sich zunehmend sozialdemokratischen, neo-feministischen und globalisierungskritischen Einflüssen öffneten – und in der Praxis scheiterten.

Die Kommunistische Partei Frankreichs verlor nahezu ihren ganzen Einfluß in der Arbeiterklasse, während die Kommunistische Partei Italiens, die starke parlamentarische Positionen hatte und tief in der Arbeiterklasse verwurzelt war, sich hin zur Sozialdemokratie entwickelte, ihren Namen und ihre kommunistische Ideologie ablegte, das Parteieigentum aber behielt, während kommunistische Abspaltungen einen sehr schwierigen Neustart begannen. In der Kommunistischen Partei Spaniens gibt es inzwischen sehr selbstkritische Einschätzungen eines Kurses, mit dem die Partei sich fast vollständig in der linken Sammelbewegung »Izqierda Unida« aufgelöst hätte.

Die Auseinandersetzung in der KPL über die künftige ideologische und politische Ausrichtung der Partei erreichte ihren Höhepunkt auf dem 27. Kongreß am 19. Dezember 1993. Doch die »Erneuerer« scheiterten in ihrem Bestreben, der KPL eine andere Ausrichtung zu geben. Drei Viertel der Delegierten stimmten für eine Resolution, in der alle Manöver, »die Organisation handlungsunfähig zu machen, ihre kommunistischen Ideen und ihre gesellschaftsverändernde marxistische Grundlage aufzugeben und ihre Strukturen zu zerstören«, zurückgewiesen wurden und die Wahl eines Zentralkomitees befürwortet wurde, das die Handlungsfähigkeit der Partei wieder herstellen würde.

Die Wortführer der »Erneuerer«, darunter der einzige KPL-Abgeordnete, wurden nicht mehr ins Zentralkomitee gewählt. Doch statt die Entscheidung der Kongreßdelegierten und das Resultat der (von ihnen zuvor immer wieder geforderten und vom 26. Kongreß der KPL im November 1990 mit einer umfassenden Statutenänderung beschlossenen) »geheimen Wahlen für alle parteiinternen Mandate« zu akzeptieren, erklärten 24 »Erneuerer« im Januar 2004 ihren Austritt aus der Partei und gründeten zwei Monate später die »Neue Linke«, die als parteiübergreifende linke Sammelbewegung angekündigt wurde, jedoch gegen die KPL gerichtet war und sich bemühte, Parteimitglieder der KPL abzuwerben, die Partei öffentlich zu verleumden und ihr zu schaden.

Diese Spaltung erleichterte der KPL die politische Arbeit nicht, zumal der einstige KPL-Abgeordnete sein Mandat vorerst nicht an die Partei zurückgab, und die »Reformkommunisten« der »Neuen Linken« in der sozialdemokratischen und bürgerlichen Presse weiter als Knüppel gegen die »stalinistischen Betonköpfe der KPL« benutzt wurden. Doch parteiintern fand die KPL zu neuer Geschlossenheit auf marxistisch-leninistischer Grundlage zurück, was eine Voraussetzung dazu war, die nachfolgenden, extrem schwierigen Jahre zu meistern.

1999-2003: Ein Wahlbündnis mit schwerwiegenden Folgen

Im Frühjahr 1999, zu einem Zeitpunkt, da sich die KPL noch lange nicht von den negativen Auswirkungen der Niederlage des Sozialismus im »Kalten Krieg« und der Spaltung von 1993 erholt hatte, weitgehend isoliert war und keine Aussicht auf Mandate in der Abgeordnetenkammer oder in Gemeinderäten hatte, beschloß das erweiterte Zentralkomitee der KPL (die Mitglieder und Ersatzmitglieder des Zentralkomitees sowie die Mitglieder der Sektionskomitees und der Parteikontrollkommission), zu den Parlamentswahlen im Juni 1999 in einem Wahlbündnis anzutreten. Diesem Bündnis gehörten neben der »Neuen Linken« auch eine trotzkistische Organisation, sozialdemokratische Gewerkschafter, die der sozialdemokratischen »Luxemburger Sozialistischen Arbeiterpartei« (LSAP) den Rücken gekehrt hatten, und linke Persönlichkeiten, die nicht parteipolitisch gebunden waren, an.

Der Beschluß, am Wahlbündnis teilzunehmen, wurde nicht theoretisch begründet, sondern wurde aus wahltaktischen Überlegungen getroffen, um der KPL bei der Parlamentswahl am 12. Juni 1999 und bei den vier Monate später stattfindenden Kommunalwahlen größere Chancen auf Mandate zu verschaffen. Allerdings fanden in Vorbereitung der Entscheidung keine tiefgehenden Diskussionen über die Grundsätze kommunistischer Bündnispolitik statt.

Im Klaren war man sich allerdings darüber, daß man es mit einer großen Herausforderung für die Partei zu tun hatte, weil die politisch-ideologischen, aber auch persönliche Differenzen zwischen Kommunisten und »Erneuerern« weiter existierten, und nicht ausgeschlossen werden konnte, daß ein Teil der neuen Bündnispartner die Zusammenarbeit mißbrauchen würde, um die Kommunisten politisch kaltzustellen.

Hinzu kam, daß die allermeisten Genossen weder theoretische Kenntnisse noch praktische Erfahrungen in der Bündnispolitik hatten, da sie die Zeit der lokalen Bündnisse zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten auf kommunaler Ebene nicht aktiv miterlebt hatten oder, wie das auf ein Drittel der Parteimitglieder zutraf, erst nach 1990 zur KPL gekommen waren.

Es gab auch Parteimitglieder, die jede Kooperation prinzipiell ablehnten, weil sie verkannten, daß ein Wahlbündnis zwischen den Kommunisten und sozialdemokratischen und anderen linken Kräften durchaus nützlich sein kann, um die Partei voranzubringen – vorausgesetzt die Kompromisse, die ein solches Bündnis verlangt, betreffen nicht weltanschauliche oder zentrale strategische Fragen. Eine Sektion der KPL verzichtete sogar auf eine Kandidatenliste zu den Kommunalwahlen und rief dazu auf, die Sozialdemokraten (LSAP) zu wählen. Andere wiederum waren nicht bereit oder in der Lage, eine Doppelbelastung auf sich zu nehmen und sowohl auf Parteiebene als auch im der linken Sammelbewegung aktiv zu sein.

Rückwirkend muß man einschätzen, daß das Bündnis, das unter der Bezeichnung »déi Lénk« an den Wahlen teilnahm, von Anfang an unter keinem guten Stern stand, da die unterschiedlichen Konzeptionen, welche die verschiedenen Bündnispartner hatten, in der Vorbereitung des Bündnisses nicht mit letzter Konsequenz geklärt wurden.

Die Kommunisten konnten sich nicht mit ihrem Vorschlag durchsetzen, die Zusammenarbeit als ein Wahlbündnis von Organisationen zu definieren. Stattdessen erfolgte die Mitgliedschaft auf individueller Ebene, und es wurde eine Finanzregelung verabschiedet, die besagte, daß die Diäten von Mandatsträger im Parlament und auf kommunaler Ebene der »déi Lénk« zukommen sollten.

Bereits bei der Aufstellung der Kandidatenlisten zu den Parlaments- und anschließend zu den Gemeindewahlen kam es zu Manövern, um von der KPL vorgeschlagene Kandidaten auszugrenzen und die Zahl der kommunistischen Kandidaten möglichst klein zu halten. Das Wahlgesetz in Luxemburg erlaubt es dem Wähler zwar, Einzelstimmen an die Kandidaten, Listenstimmen an eine einzelne Partei und sogar seine Stimmen an Kandidaten mehrerer konkurrierender Listen zu vergeben, gleichzeitig aber ermöglicht es den Parteien nicht, Listenplätze festlegen, die über die Wahl der einzelnen Kandidaten entscheiden, was Bündnisse zwischen zwei oder mehreren Parteien nicht begünstigt.

In mehreren Fällen waren die Intrigen gegen kommunistische Kandidaten, an denen sich auch einzelne Mitglieder des Zentralkomitees beteiligten, die innerlich bereits mit den Kommunisten gebrochen hatten und später öffentlich die Fronten wechselten, leider erfolgreich. Das trug dazu bei, innerhalb der Partei Mißtrauen zu schüren und die Parteiorganisation zu schwächen, die zu diesem Zeitpunkt ohnehin immer größere Schwierigkeiten hatte, ihre Druckerei und die kommunistische Tageszeitung finanziell über Wasser zu halten, so daß von der Parteileitung viel Zeit (auf Kosten anderer politischer Aktivitäten) für die Rettung des Parteibesitzes verwendet werden mußte.

Der Erfolg der Sammelbewegung bei den Parlaments- und Kommunalwahlen und das relativ gute Abschneiden der kommunistischen Kandidaten – gewählt wurde ein Abgeordneter ins nationale Parlament und mehrere Räte in den großen Arbeiterkommunen im Süden des Landes – hatte zur Folge, daß die Differenzen zwischen den einzelnen Komponenten der Sammelbewegung nicht offen ausgetragen wurden. Doch unter der Oberfläche gingen die Intrigen gegen die Kommunisten weiter, und es gab zunehmend Bestrebungen, die Sammelbewegung in eine politische Partei umzuwandeln.

Obwohl diese Option vor dem Zustandekommen des Wahlbündnisses von allen Teilnehmern formell ausgeschlossen worden war, zeigte es sich im Nachhinein, daß zumindest ein Teil der Bündnispartner von Anbeginn die Zielsetzung verfolgt hatte, die Sammelbewegung in eine politische Partei umzuwandeln und parallel dazu die KPL in der Versenkung verschwinden zu lassen, was wohl auch passiert wäre, wenn die Partei nicht reagiert hätte.

Im Laufe des Jahres 2002 wies die Parteileitung, deren Mitglieder zum Teil auch in den Leitungsgremien von »déi Lénk« waren, immer öfter und entschiedener die Versuche zurück, der KPL eigene Aktivitäten oder Transparente bei öffentlichen Manifestationen sowie Stellungnahmen zu nationalen und internationalen Themen zu verbieten. Zudem versuchte die KPL wieder, direkte Kontakte zu kommunistischen Parteien zu knüpfen, da die Mitglieder von »déi Lénk«, die auf internationaler Ebene tätig waren, systematisch den Eindruck bei kommunistischen und linken Parteien vermittelt hatten, die KPL habe aufgehört zu existieren. An diesen antikommunistischen Aktivitäten beteiligten sich auch KPL-Mitglieder, die der Partei anschließend den Rücken kehrten.

Auslöser für den endgültigen Bruch im Februar 2003 war die Weigerung, die Kandidatenlisten zu den Parlamentswahlen und den Wahlen zum EU-Parlament im Juni 2004 frühzeitig aufzustellen, und den Kommunisten, die sich seit Bestehen des Bündnisses an alle Abmachungen gehalten hatten, die Garantie zu geben, daß eine gewisse Anzahl von KPL-Mitgliedern den gemeinsamen Listen angehören würde.

Bevor die KPL im April 2003 eigene offene Kandidatenlisten ankündigte, hatte sie im Februar 2003 in einem Brief an das »Nationale Koordinationskomitee« von »déi Lénk« noch einen letzten Versuch unternommen, um zu einer Übereinkunft zu kommen, indem sie gemeinsame, paritätisch besetzte Kandidatenlisten zwischen der KPL und »déi Lénk« anbot. Das wurde von der »Lénk« jedoch umgehend abgelehnt, da manche früheren »Erneuerer« und »neue Linke« sich einen leichten Wahlerfolg erhofften, sollte es keine KPL-Mitglieder, die als Ballast empfunden wurden, auf den Listen geben. Doch bei den Parlamentswahlen von Juni 2004 errangen weder »déi Lénk« noch die KPL ein Mandat im nationalen Parlament.

Bei den Parlamentswahlen vom Juni 2009 kam die KPL dann auf 2,1 Prozent im größten Wahlbezirk in Luxemburg; für ein Mandat im nationalen Parlament wären 4 Prozent erforderlich gewesen. 2012 errang die KPL erstmals seit 18 Jahren wieder kommunale Mandate in den (nach der Hauptstadt) größten Gemeinden des Landes, Esch/Alzette (5,25%) und Differdingen (4,84%) sowie in der Stadt Rümelingen (9,29%).

Rückblickend muß man sagen, daß das Wahlbündnis, das die Kommunisten 1999 unter denkbar schlechten Voraussetzungen mit anderen linken Kräften eingingen, unter den damaligen Umständen leicht hätte dazu führen können, daß die KPL von der politischen Bildfläche verschwunden wäre.

Diese schlechte Erfahrung darf aber nicht als Vorwand dienen, Bündnisse mit linken und sozialdemokratischen Kräften generell abzulehnen, denn Kompromisse in politischen – jedoch nicht in weltanschaulichen und zentralen strategischen – Fragen gehören zum ABC des Marxismus.

Allerdings gilt es Bündnisfragen im Allgemeinen und Wahlbündnissen im Besonderen grundsätzliche Erkenntnisse der kommunistischen Bewegung zu berücksichtigen, da ansonsten die Gefahr besteht, daß die Kommunistische Partei Schaden davonträgt.

Wichtigster Grundsatz ist, daß die politische Handlungsfähigkeit der Kommunistischen Partei durch die Form des Bündnisses oder der Wahlbeteiligung nicht beeinträchtigt oder gefährdet ist. Die organisatorische und ideologische Selbständigkeit der Kommunistischen Partei muß beibehalten werden. Anders formuliert: Die Kommunistische Partei darf nicht im Bündnis aufgehen, ihr selbstständiges Handeln darf nicht eingeschränkt werden.

Friedrich Engels hat das 1889 in einem Brief an den dänischen Sozialdemokraten Gerson Trier (»Marx Engels Werke«, Band 37, Seiten 326 und 327, Dietz Verlag Berlin 1974) so formuliert: »Damit am Tag der Entscheidung das Proletariat stark genug ist zu siegen, ist es nötig – und das haben M(arx) und ich seit 1847 vertreten –, daß es eine besondere Partei bildet, getrennt von allen andern und ihnen entgegengesetzt, eine selbstbewußte Klassenpartei.

Darin liegt aber nicht, daß diese Partei nicht momentan andre Parteien zu ihren Zwecken benutzen kann. Darin liegt ebensowenig, daß sie nicht andre Parteien momentan unterstützen kann in Maßregeln, die entweder unmittelbar dem Proletariat vorteilhaft oder die Fortschritte im Sinn der ökonomischen Entwicklung oder der politischen Freiheit sind«.

Er schrieb weiter, er sei »keineswegs unbedingt gegen alles und jedes momentane Zusammengehen« mit anderen Parteien, »für bestimmte Zwecke«, »vorausgesetzt, daß der proletarische Klassencharakter der Partei dadurch nicht in Frage gestellt wird. Dies ist für mich die absolute Grenze«.